Die Tafelrunde e.V.

Öffentlicher Bereich => Taverne => : Dennis 05. January 2006, 22:49:52

: Karl, der Analphabet
: Dennis 05. January 2006, 22:49:52
Lovisa schrieb:
Karl der große soll analphabet gewesen sein?
davon habe ich auch noch nix gehört.
Da wär ich an ner Quelle tatsächlich auch interessiert

Fearr schrieb:
Wobei mir einfällt, daß du mir immer noch ne Quelle zum Analphabetentums Karls des Grossen schuldig bist.

Ich erinnere mich, daß ich das schrieb, an was ich mich nicht erinnere ist, daß Du in der Hinsicht noch nachgefragt hast.
Trotzdem habe ich mal ein bisschen gesucht und bin zuerst auf (viele!) Biographien gestoßen, die schlicht sagen, daß er Analphabet war. Das soll dadurch untermauert werden, daß er als Unterschrift lediglich einen "Vollzugsstrich" durch sein Monogramm (s.u.) zog, und das nur mit Hilfestellung. Nun ja, taucht eben oft auf, unzweifelhaft noch öfter voneinander kopiert. Und natürlich ohne Quellen - dennoch die Aussage, von der ich annahm, korrekt zu sein.
An anderer Stelle fand ich etwas anderes: Karl hatte sehr wohl lesen gelernt (er war auch ansonsten großer Förderer der Wissenschaft), allerdings sei seine Handschrift so unleserlich gewesen, daß er eher andere Schreiben ließ. Klingt auch plausibel, leider auch ohne Quellen.
Bis jemand (*in Ludwigs Richtung schau*) für das eine oder andere Beweise vorbringen kann ändere ich meine Aussage von "Karl der Große war..." in "Ich habe gehört, daß Karl..." um ;)

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/9/96/Autograph_of_Charlemagne.jpg/180px-Autograph_of_Charlemagne.jpg)
: Karl, der Analphabet
: Fearr MacOssian 06. January 2006, 00:07:51
Heribert Ilgner lässt  die Förderung der Sprachwissenschaft sowie die Kentnis von Latein und theodiscer Sprache ;die Weiterentwicklung der Minuskelschrift im Auftrag Karls bei gleichzeitiger Nichtnutzung bei Urkunden und die lückenhafte Primärquellenlage generell zu Karl dem Grossen in seinem Werk anklingen. Leider heisst dieses Werk "das erfunden Mittelater-hat Karl der Grosse je gelebt" und gilt bei Mediävisten in etwa soviel wie van Däniken bei Ägyptologen.:D

Ich habe die Frage übrigens direkt nach deinem Post gestellt.Als Primärquelle würde sich Einhards
 Karlsbiographie (http://de.wikipedia.org/wiki/Vita_Karoli_Magni)   empfehlen,die man hier (http://www.thelatinlibrary.com/ein.html)  auf latein nachlesen kann--eine Sprache,derer ich leider nicht mächtig bin.
: Karl, der Analphabet
: Dennis 06. January 2006, 00:23:16
"Das erfundene Mittelalter"? Oje, das ist so ein Buch, das ich wohl nicht mal auf dem Klo lesen würde... ;)

Der Wiki-Link gibt auch gleich die Vermutung wieder, die ich beim Erwähnen der Einhard-Biographie hatte: Kann man der überhaupt trauen? Da wäre eine neutrale Quelle schon etwas besser - nur woher nehmen?
Auf das Problem trifft man ja oft: Der loyale und gut bezahlte Chronist beschreibt, wie der Herr König mit seinen 100.000 Rittern und 200.000 sonstigen Söldlingen ohne Kratzer aus der Schlacht geht, nach dem Studium der halbwegs exakt geführte Sold- und Bestandsliste ist man etwas schlauer...

Bin wirklich mal gespannt, ob wir hier noch zu einem Ergebnis kommen - und zu was für einem!
: Karl, der Analphabet
: Fearr MacOssian 06. January 2006, 00:50:00
Das Buch hat sich sehr nett gelesen,aber ich bin ja sowieso so nen "Verschwörungstheorien Fan".:D (was allerdings nedd heisst,daß ich den Stuss auch glaube)
Was zeitgemässe Quellen angeht: Ausser Einhard ist mir im moment nix bekannt..aber ich schau mal noch in meinem Buch "Die Franken" von Felix Dahn (Replika von 1890 ) nach, ob da was drin steht.