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Jul

Entwicklung der Trutzwaffen

   Posted by: czeiler   in

Die Entwicklung der Trutzwaffen

Griffwaffen für Hieb und Stoss

Schwerter

D

as Schwert war jahrhundertelang die Hauptwaffe des Kriegers und hatte im Mittelalter für den Einzelnen die Bedeutung, die das Gewehr für den Soldaten der Neuzeit besitzt. In der Kampftaktik der bäuerlichen Heere der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung und der feudalen Reiterheere des Mittelalters wurden die Schlachten im Nahkampf entschieden. Der Kampf Mann gegen Mann erforderte Waffen, die durch Kraft und Gewandtheit wirksam geführt werden konnten.
Das in vorgeschichtlicher Zeit entwickelte Schwert erwies sich hierfür als beste Waffe. Das Schwert hatte eine gerade, zweischneidige Klinge und war für Hieb und Stoss gleichermaßen geeignet. Vom 5. bis ungefähr zum 7. Jahrhundert war das Schwert ausschließlich für den Hieb bestimmt. Das ist bei den früheren Waffen an den abgerundeten Spitzen erkennbar.
Das Schwert der Merowinger- und Karolingerzeit, die so genannte Spatha, ist ein zweischneidiges Langschwert. Die Klinge hat der Länge nach in der Mitte einen Hohlschliff, auch Blutrille genannt. Sie läuft oben in die Angel aus, an der der Griff, die Hilze, befestigt ist. Der Knauf als Griffabschluss wurde an der Angel vernietet. An der Klingenwurzel sitzt die Parierstange, die bei dem Schwert der Merowingerzeit nur eine flache, meist ovale Begrenzungsscheibe für die Hilze, bei dem der Karolingerzeit eine kurze dicke, runde oder viereckige Stange ist. Der Knauf entwickelte sich aus einer kleinen pyramidenartigen Form zu einer großen mit abgesetzter Grundfläche.
Die häufigsten Typen der mittelalterlichen Schwerter lassen sich in der Mehrzahl schon durch Form des Knaufs zeitlich bestimmen. Im 10. und 11. Jahrhundert hat der Knauf ein hut- oder pilzförmiges, im 12. Jahrhundert ein etwa mandelförmiges, im 13. und 14. Jahrhundert ein kreisrundes, scheibenförmiges Aussehen, das an vielen Exemplaren in der Mitte kreisförmig ausgehöhlt oder erhaben ist. Im 15. Jahrhundert findet man neben dem scheibenförmigen häufig einen birnenförmigen Knauf.
Seit dem 12. und 13. Jahrhundert verjüngt sich die Klinge zur Spitze hin immer mehr, um das Schwert auch zum Stoss besser gebrauchen zu können. Seit dem 14. Jahrhundert findet man neben diesem Schwert zum Hieb und zum Stoss noch ein ausgesprochenes Stoßschwert. Die Körperpanzerung des Kriegers hat sich wesentlich verstärkt, und mit den Stoßschwertern wird versucht, in der Panzerung schwache Stellen oder Lücken zu durchstoßen.
Die Parierstange, die zum Auffangen gegnerischer Hiebe dient, wird im Laufe des Jahrhunderts immer mehr verlängert. Im 13. Jahrhundert erreicht sie fast die Länge des Griffs. Verschiedentlich kommen, besonders im 14. und 15. Jahrhundert, Parierstangen vor, die an den Enden leicht abwärts gerichtet sind.
Um gegen die starke Plattenpanzerung wuchtige Hiebe führen zu können, werden die Schwerter im 15. Jahrhundert immer länger und erreichen oft 1,40 Meter Länge und mehr. Bei zunehmender Verlängerung der Klinge muss auch der Griff länger und der Knauf schwerer werden, damit ein Gegengewicht vorhanden ist, dass die Handhabung erleichtert.
(Bei der zeitlichen Bestimmung der Schwerter müssen alle aufgezählten Merkmale beachtet werden. Wenn der Knauf keine typische Form hat, müssen die Länge und Form der Klinge, die der Parierstange und des Griffes zu Hilfe genommen werden.)
Die Vergrößerung des Schwertes führt im späten Mittelalter dazu, dass das Schwert häufig mit zwei Händen gehandhabt wird. Bei verschiedenen Formen hat die zweite Hand am Griff nicht mehr genug Platz und umfasst teilweise den Knauf. Man spricht dann von einem Schwert mit Griff für anderthalb Hand oder von einem Anderthalbhänder. Diese Schwerter, bei denen der Griff zur oberen Hälfte hin leicht an- und wieder abschwillt, sind im 15. und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts sehr häufig.
Sehr viele Schwertklingen des 12., 13. und 14. Jahrhunderts haben Inschriften. Diese bestehen meist aus Buchstabengruppen, die sich mehrere Male wiederholen und Abkürzungen für Schwertsegen, heilige Sprüche usw. sind. Wappen und die verschiedensten Zeichen wie Kreuze, Kreise usw. sind oft in Gold-, Silber- oder Messingfäden auf der Klinge eingelegt (tauschiert). Das Schwert ist im Mittelalter wesentlich mehr als nur Kriegswaffe; es gilt als ein äußeres Zeichen persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Vorrangstellung.
Die Schwertformen des 16. Jahrhunderts sind sehr vielfältig. Das Schwert der deutschen Landsknechte heißt Katzbalger (weil es in einer Tasche aus Katzenfell getragen wurde). Es ist ein kurzes zweischneidiges, Schwert, ideal für den Nahkampf, leicht an seiner brillen- oder achtförmigen Parierstange und an dem fächerartig auseinanderstrebenden Griff, ohne eigentlichen Knauf, zu erkennen.
Ein weiteres typisches Landsknechtschwert ist der Biden- oder Zweihänder, der im 15. Jahrhundert aufkommt und im ganzen 16. Jahrhundert Verwendung findet. Seine Länge beträgt 1,50 bis 2 Meter, die lange Parierstange ist an beiden Enden oft schneckenförmig nach unten eingerollt. Parierringe und Parierhaken verstärken den Handschutz. Die Parierhaken sitzen an der Fehlschärfe (ungeschliffener oberer Klingenteil) und sind nicht selten schnabelförmig nach unten gebogen. Der Knauf hat meist eine Birnen- oder Kugelform. Bidenhänder mit sogenannter geflammter Klinge, bei der die Schneiden wellenförmig sind, nennt man Flamberge. Wie der Name sagt, wird der Bidenhänder mit zwei Händen geführt. Wegen seiner großen Länge und Schwere können ihn nur die kräftigsten Landsknechte im Kampf führen. Auf dem Marsch trägt der Kämpfer ihn ohne Scheide auf der Schulter. An der Fehlschärfe besitzt der Zweihänder deshalb einen Lederüberzug.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts führt der Reiter hauptsächlich Anderthalbhänder. Das reine Hiebschwert erhält sich bis ins 16. und 17. Jahrhundert als so genannter Haudegen mit einschneidiger gerader Klinge.
Eine weit verbreitete Hiebwaffe war auch die Schiavona, die in Venedig aufkam und dort zuerst von der slawonischen Reiterei gebraucht wurde. Die Schiavona hat eine gerade zweischneidige Klinge und einen Griff mit korbartigem, durchbrochenem Faustschutz.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert bekommt das Reiterschwert zum Hieb und Stoss häufig eine lange, spitz zulaufende Klinge mit dachförmigem Querschnitt und einen Griff mit Parierbügeln und –ringen.
Die Schwertscheiden bestehen bis in das 17. Jahrhundert aus Leder und besitzen innen dünne, spanartige Holzeinlagen.

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